Coaching - Geldmacherei, oder steckt doch mehr dahinter?
- christianrose9
- 30. Juni
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 5 Tagen

Coaching ist momentan in aller Munde: In sozialen Netzwerken sprießen täglich neue Coaches auf wie Pilze nach dem Regen, und das Versprechen, dir binnen kurzer Zeit zu mehr Klarheit, Selbstvertrauen oder Erfolg zu verhelfen, klingt verlockend.
Doch was steckt wirklich hinter diesem Trend, der längst in nahezu jeden Lebensbereich vorgedrungen ist?
Stellen wir gleich eine Sache klar: Ich als Coach könnte leicht den Eindruck erwecken, voreingenommen zu diesem Thema zu sein. Schließlich ist es mein Beruf, Menschen durch Coaching zu begleiten. 😅
Aber genau deshalb habe ich mich auch extra intensiv mit diesem Thema auseinandergesetzt - und nicht nur in fundierten Ausbildungen, sondern auch als Klient...
Ich kenne beide Seiten: die des Hilfesuchenden, der im Coaching und in der psychologischen Therapie wichtige Impulse für sich gefunden hat - und die des Begleiters, der Menschen dabei unterstützt, ihren eigenen Weg zu gehen.
Gib mir also ein paar Minuten Zeit und bewerte dann einfach für dich selbst!
In diesem Artikel klären wir gemeinsam, wie Coaching wirklich funktioniert, welche Grenzen es auch hat und für wen es überhaupt geeignet ist. Gleichzeitig werfen wir einen Blick darauf, wie sich Coaching von psychologischer Therapie unterscheidet und ich gebe dir ein paar Tipps, wie du den richtigen Coach für dich findest.
Was ist Coaching eigentlich? Ein Blick hinter den Begriff
Wenn wir das Wort „Coaching“ hören, denken viele sofort an Karriere oder Unternehmensberatung, teure Seminare und selbsternannte Meister. Doch Coaching ist eigentlich nichts davon.
Im Kern handelt es sich um einen interaktiven Prozess, bei dem du als Klientin die tragende Rolle übernimmst. Ein Coach ist kein Guru, der dir fertige Lösungen auf dem Silbertablett serviert, sondern eher ein Wegbegleiter, der dich unterstützt, deine ganz eigenen Antworten zu finden. 🤩
Dabei geht man von dem Prinzip aus, das nur du als Klient wirklich vollumfänglich über deine Situation bescheid weißt, was dich automatisch zu einem Experten deines Themas macht.
Ursprünglich entstammt die Methode der Sportwelt, wo Trainer Athleten helfen, ihr Potenzial zu entfalten. Über die Jahre hat sich Coaching in zahlreiche Bereiche ausgedehnt: vom Life-Coaching über Business- bis hin zum Jobcoaching.
Im Zentrum sollte jedoch stets immer die Förderung deiner Selbstreflexion, deiner Ressourcen und deiner Handlungskompetenz stehen.
So läuft ein Coaching-Prozess ab
In der Regel startet jede Coaching- Begleitung mit einem Erstgespräch, in dem du und dein Coach eure Erwartungen abklärt. Dabei geht es nicht um eine Therapiestunde, in der tief in vergangene Traumata eingetaucht wird, sondern um konkrete Ziele für die Zukunft. 💡
Gemeinsam legt ihr fest, worauf du hinarbeiten willst und evtl. welche Methoden zum Einsatz kommen - sei es systemisches Coaching, NLP-Elemente oder lösungsorientierte Fragestellungen.
Während der folgenden Sitzungen bleiben deine Bedürfnisse stets immer im Fokus. Der Coach stellt dir gezielte Fragen, die dich zum Nachdenken bringen, begleitet dich bei der Reflexion deiner Gedanken und unterstützt dich dabei, neue Perspektiven einzunehmen.
Er wird dich nie belehren oder zu einem bestimmten Verhalten drängen, sondern dich ermutigen, selbst aktiv zu werden.
Ein einfaches Beispiel aus dem Alltag: Angenommen, du hast in deinem Beruf momentan viel Stress und fühlst dich deshalb ausgebrannt.
Dein Coach könnte dich fragen: „Welche Aufgaben geben dir im Arbeitsalltag wirklich Energie?“ oder „Welchen ersten Schritt könntest du machen, um die Energieräuber zu minimieren?“
So entdeckst du eigene Strategien, statt dass dir jemand vorschreibt, du müsstest jetzt fünf Mal die Woche meditieren oder gar sofort deinen Job kündigen. 🤭
Die Grenzen des Coachings - wo Schluss ist und Therapie beginnt
Immer wieder werden Coaching und Psychotherapie in einen Topf geworfen - das liegt mitunter an fehlenden gesetzlichen Regelungen im Coaching-Bereich, aber auch an der Selbstüberschätzung einiger Coaches!
Coaching hat viel Potenzial, doch es stößt natürlich auch an seine Grenzen - Wenn tief verwurzelte psychische Probleme oder Traumata im Spiel sind, kann ein Coach allein nicht ausreichend unterstützen. 🧐
Hier greift die psychologische Therapie, deren Ausbildung auf medizinisch-psychologische Diagnostik und Behandlung psychischer Störungen spezialisiert ist. Ein Coach hingegen zielt auf Entwicklungsprozesse ab, ohne klinische Diagnosen zu stellen.
Spürst du also, dass alte Verletzungen oder ernsthafte Ängste deine Lebensqualität einschränken, solltest du dir professionelle Hilfe bei einer Psychotherapeutin oder einem Psychotherapeuten suchen.
Coaching und Therapie können zwar sinnvoll Hand in Hand gehen, doch es ist extrem wichtig, die jeweiligen Rollen klar zu trennen.
Für wen ist Coaching geeignet - und für wen nicht?
Coaching ist kein Wundermittel und funktioniert nicht für jede Lebenslage. Damit du einen realistischen Eindruck bekommst, lade ich dich ein, folgende Szenarien gedanklich durchzugehen:
Wenn du gerade in einer Umbruchphase steckst, etwa weil du eine berufliche Neuorientierung anstrebst oder privat neue Wege einschlagen möchtest, kann ein Coach dich ideal begleiten.
Die methodische Unterstützung und der Fokus auf Ziele geben dir Struktur und motivieren dich, dranzubleiben. 💪
Ganz anders verhält es sich, wenn du dir vor allem Bestätigung oder schnelle Tipps wünschst. Ein Coaching setzt voraus, dass du bereit bist, Eigenverantwortung zu übernehmen und dich aktiv einzubringen.
Er hält dir einen Spiegel vor und stellt dir Fragen, die dich auf neue Ideen bringen. Erst durch dieses aktive Selbstentdecken entsteht echte Veränderung, die langfristig trägt. Denn Lösungen, die du selbst erarbeitet hast, fühlen sich authentisch an und motivieren dich, dranzubleiben!
Wer eher einen Ratgeber sucht, der sagt: „Mach das so und alles wird gut“, wird im Coaching nicht fündig.
Den richtigen Coach finden - worauf du achten solltest
Die Auswahl des richtigen Coaches ist entscheidend für den Erfolg deines Prozesses. Am Anfang steht immer das Gespräch: Nimm dir Zeit für ein Kennenlernen und achte darauf, wie gut ihr kommuniziert und ob du dich verstanden fühlst.
Auch Zertifizierungen (je nachdem, wer sie ausgestellt hat!) können ein erster Qualitätsindikator sein, aber sie sind kein Garant für gute Arbeit.
Viel wichtiger ist das persönliche Matching: Vertraust du deinem Gesprächspartner? Geht er auf deine individuelle Situation ein? Lässt er dir den notwendigen Freiraum um selbst zu deiner Lösung zu finden?
Auch das Honorar und die Rahmenbedingungen spielen eine Rolle. Ein fairer Coach wird transparent über Kosten und Umfang sprechen und dir keine überteuerten und ewig andauernden Pakete aufs Auge drücken.
Selbsternannte Gurus – Vorsicht vor Heilsversprechen!
Leider hat sich rund ums Thema Coaching auch eine Schattenseite entwickelt: jene selbsternannten Gurus, die mit großspurigen Versprechen und teils fragwürdigen Methoden arbeiten.
Diese Menschen haben oft keine fundierte Ausbildung im Coaching, sondern bedienen sich reißerischer Marketingtricks, um deine Ängste und Zweifel auszunutzen. 😨
Typisch ist etwa das Inszenieren einer exklusiven Community, in der du angeblich nur Zugriff erhältst, wenn du teuer bezahlst und dich dauerhaft an einen Coach bindest.
Oder regelmäßige „Commitment-Calls“ oder Abo-Modelle, die Abhängigkeit erzeugen: Du sollst glauben, dass nur sie allein dich vor persönlich motivierten „Fehlern“ bewahren können. 🤨
Das Ergebnis? Ein Kreislauf aus monatlichen Gebühren und dem ständigen Gefühl, ohne ihre Hilfe nicht weiterzukommen.
Wie erkennst du solche Gurus? Achte auf folgende Warnsignale:
Unrealistische Erfolgsgeschichten: Wenn dir jemand garantiert, du wirst in X Tagen dein Traumleben haben - Vorsicht! Solche Leute kannst du gleich abhaken.
Hohe Einstiegspreise ohne Transparenz: Ein Coach, der z.B. sein Honorar erst nach Abschluss eines mehrmonatigen Vertrags offenlegt, hat etwas zu verbergen.
Emotionales Manipulieren: Wer gezielt Schuldgefühle schürt („Wenn du jetzt nicht investierst, wirst du für immer so bleiben“) arbeitet nicht zu deinem Wohl.
Keine klaren Methoden: Echtes Coaching beruht auf erklärbaren, bewährten Methoden - nicht auf nebulösen „Geheimtechniken“.
Ratschläge: Wenn der Coach anfängt, dir ungefragte Ratschläge zu erteilen, als ob er es "besser" wüsste - Nein, er weiß es nicht! 🤫
Vertraue stattdessen auf Coaches, die offen mit ihrer Qualifikation umgehen, dir nachvollziehbare Arbeitsweisen erläutern und dich nicht in ein finanzielles Abhängigkeitsverhältnis drängen.
Fazit
Coaching ist keineswegs reine Geldmacherei, sondern kann ein kraftvoller Hebel sein, um Klarheit zu gewinnen und dein Leben aktiv zu gestalten. Wichtig ist, die Grenzen zu kennen und einen Coach zu wählen, der zu dir passt.
Ob als klassisches 1:1, in der Gruppe oder digital: Der Kern bleibt immer gleich - du bist Expertin für dein Leben, der Coach unterstützt dich nur, deine Ressourcen zu mobilisieren.
Dein Christian
P.S.: Wie sind deine Gedanken und Erfahrungen zu diesem Thema? Teile sie sehr gerne in den Kommentaren oder schreibe mir ganz unverbindlich eine Email. Ich freue mich drauf!
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