Das Wertequadrat: Wie du mit diesem einfachen Tool dein Leben ins Gleichgewicht bringst
- christianrose9
- vor 2 Tagen
- 4 Min. Lesezeit

Manchmal fühlt sich das Leben an wie ein Jonglierakt: Du versuchst, mehrere Dinge gleichzeitig in der Luft zu halten - Arbeit, Beziehung, Selbstfürsorge, und kaum hast du das eine wieder gefangen, fällt das andere zu Boden.
Dabei sind es oft nicht die äußeren Umstände, die uns aus dem Gleichgewicht bringen, sondern innere Antreiber, die laut und einseitig nach Aufmerksamkeit rufen. Und genau hier hilft ein unscheinbares, aber kraftvolles Werkzeug: das Wertequadrat.
In diesem Artikel erkläre ich dir, was Werte sind, warum sie so leicht aus dem Gleichgewicht geraten und wie das Wertequadrat dich dabei unterstützen kann, wieder mehr Balance, Klarheit und Selbstvertrauen zu gewinnen. 😊
Was sind Werte überhaupt eigentlich - und warum sind sie so wichtig?
Werte sind so etwas wie die inneren Wegweiser, die uns sagen, was uns wichtig ist. Sie sind eine Kombination aus Gefühlen, Überzeugungen und den daraus resultierenden Handlungsimpulsen. Werte sind verantwortlich dafür, dass du wohlmöglich morgens sehr früh aufstehst, bestimmte Entscheidungen so triffst und deine Beziehungen auf eine besondere Weise gestaltest. Sie geben dir Orientierung, Sinn und oft auch Stärke.
Der Haken: Sie wirken zwar ähnlich wie Motoren, d.h. sie schieben dich vorwärts - aber sie können eben auch überdrehen. 😅 Ein Wert wie „Zuverlässigkeit“ zum Beispiel kann in einer gesunden Dosis Stabilität und Halt schenken, in der Überdosis aber in Starrheit oder Perfektionismus umschlagen. Autonomie ist wunderbar, solange sie nicht in Rückzug oder Gleichgültigkeit gegenüber anderen kippt usw.
Werte erzeugen also nicht selten innere Spannung. Und weil Menschen eben auch teilweise sehr unterschiedliche Werte haben, entstehen oft Missverständnisse und Konflikte in Beziehungen oder am Arbeitsplatz. Das ist zwar ganz normal - muss aber nicht so bleiben. 💪

Warum „Werte“ nicht das Problem sind... sondern unser Umgang mit ihnen
Unsere Werte sind per se erstmal positiv. Denn vieles, was wir an uns oder dem Anderen schätzen, z.B. Mut, Ehrlichkeit und Fürsorge, sind eben diese Werte. Das Problem entsteht erst, wenn wir es mit diesen „Prinzipien“ oder „Tugenden“ etwas zu gut meinen und übertreiben. 😵💫
Doch warum neigen wir überhaupt dazu zu übertreiben? Häufig liegt es an Verletzungen, bestimmten Verhaltensmustern oder einfach Lebensphasen, in denen ein bestimmter Wert überlebenswichtig war...
Jemand, der in jungen Jahren z.B. viel Ablehnung erlebt hat, kann Geborgenheit/ Sicherheit überbewerten; ein Mensch, der Freiheit als Schutz vor Enge verstanden hat, kann dauerhaft Bindungsangst entwickeln...
Diese, nennen wir sie Tendenzen, mögen zwar nachvollziehbar und oft sinnstiftend in früheren Momenten des Lebens gewesen sein, doch in neuen Lebenssituationen können sie hinderlich werden. 😬
Genau hier setzt das Wertequadrat an: Es hilft dir, die Balance zwischen zwei notwendigen Polen zu erkennen und bewusst im Gleichgewicht zu halten.
Das Wertequadrat nach Friedemann Schulz von Thun
Das Wertequadrat ist ursprünglich ein Modell von Nicolai Hartmann, das Friedemann Schulz von Thun später dann für die zwischenmenschliche Kommunikation und persönliche Entwicklung weiterentwickelt hat. Es zeigt, dass zu jedem positiven Wert ein Gegenwert gehört, der das Ganze „abrundet“ und verhindert, dass es ins Extreme kippt.
Stell dir ein Quadrat vor: Auf der oberen linken Seite (Feld 1) steht ein positiver Wert und darunter das Extrem (Feld 2), auf der rechten Seite die je passenden Gegenteile (Feld 3 & 4).

Das Wertequadrat ist extrem vielseitig einsetzbar. Du kannst es anwendeten, wenn du einen Konflikt verstehen willst, eine Entscheidung treffen musst, deine Kommunikation verbessern möchtest oder einfach innere Unruhe spürst und nicht genau weißt, warum. Es eignet sich für kurze Selbstreflexionen genauso wie für vertiefende Coaching-Gespräche. Ich liebe diese Methode! ☺️
Wie das Wertequadrat funktioniert
Der Einfachheit halber, verwenden wir das Beispiel aus dem Bild oben... Nehmen wir also an, du bist sehr sparsam (Feld 1), doch manchmal wird dies als Geiz (Feld 2) wahrgenommen. Das ist dann der Moment, wo du es vielleicht etwas übertreibst. 😅
Der nächste Schritt ist, die Diagonale zu finden: Welcher Wert würde die Übertreibung des ersten abfedern (Feld 3)? Deine Werte wieder ins Gleichgewicht zu bringen, geschieht immer über die Diagonale. In diesem Beispiel würde das konkret bedeuten, hin und wieder ein wenig großzügig zu sein.
Manchmal ist das gesunde Gegenstück auch nicht auf Anhieb klar - dann hilft es, sich das andere Extrem zuerst zu überlegen und daraus dann die gesunde Form abzuleiten... In diesem Beispiel wäre also das Gegenteil von Geiz, Überfluss oder Verschwendung (Feld 4).
Aber sich das andere Extrem anzusehen, hat noch einen weiteren Zweck - Es macht dir bewusst, dass man es auch auf der anderen Seite übertreiben kann. 🤣
Hier zur Verdeutlichung der Methode noch ein anderes Beispiel - „Fleiß vs. Erholung“: Fleiß führt zu Erfolgen und Stolz. Doch Übertriebener Fleiß wird zur Selbstüberforderung. Die Diagonale, z.B. Erholung oder Pausen, ist ressourcenschonend. Das andere Extrem wäre dann vielleicht Faulheit...
Wenn du nun alle Werte im Blick hast, kannst du analysieren, wie die Übertreibung sich in deinem Leben äußert: Was tue ich, wenn ich, wie im Beispiel oben zu geizig bin? Welche Verhaltensweisen, Gefühle oder Reaktionen entstehen dadurch?
Und danach gilt es natürlich, sich konkrete Schritte zu überlegen, wie du über den Diagonalen Wert, in diesem Fall also Großzügigkeit, wieder ein Gleichgewicht in dein Leben bringst.
Doch Achtung: Manche denken, das Ziel sei ein statischer „Mittelwert“. Gleichgewicht im Leben bedeutet aber nicht, immer genau in der Mitte zu stehen. Es geht darum, flexibel zu sein und deine Werte dynamisch auszubalancieren - mal ist beispielsweise mehr Sicherheit gefragt, mal eben mehr Freiheit. Das Bewusst-sein darüber macht den Unterschied!
Fazit: Das Wertequadrat ist ein super einfaches Tool und geht dabei doch ziemlich tief
Es verdeutlicht die Komplexität menschlichen Handelns, doch ohne dabei mit dem moralischen Zeigefinger in irgendeine Richtung zu urteilen.
Wenn du beginnst, deine Werte als dynamisches Paar zu sehen, immer in Wechselwirkung miteinander, entsteht ein neues Gefühl von Selbstermächtigung: Du bist nicht mehr Opfer deiner Werte, sondern eine aktive Gestalterin deines inneren Gleichgewichts. Und das bringt Ruhe, Klarheit und eine neue Qualität in Beziehungen.
Teile gern deine Erfahrungen: Welche Werte sind bei dir momentan besonders präsent? Wo kippt vielleicht gerade etwas? Teile deine Geschichte gerne hier unter dem Artikel oder sende mir privat eine E- Mail. Ich freue mich riesig von dir zu lesen. 🤩
Dein Christian 🫶


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